Dom und Forró statt Buddhatempel
Das letzte Wochenende war kontrastreich! Es fing damit an, dass ich meine Planung Samstag morgens komplett über Bord geworfen habe und umdisponiert. So kam es, dass ich am Ende statt in einen Buddha-Tempel zu gehen und zu meditieren in einem katholischen Dom gelandet bin und die Nacht quasi durchgemacht habe (in der anderen Reihenfolge :D)
Aaalso. Ich wurde letzte Woche eingeladen, zu einer Einweihung eines buddhistischen Tempels hier in der Nähe mitzukommen. Da ist diese Woche ein ganzes Buddhismus-Festival. Nun denn, ich dachte mir das könnte ja ganz interessant sein und vielleicht wäre es eine Gelegenheit mal etwas über Meditation zu lernen. Meditation schadet mir bestimmt nicht 😉 Jaaaa das Problem war nur, dass das Mädel, das mich Samstag morgens mitnehmen wollte anscheinend verpennt hatte. Jedenfalls habe ich 25 Minuten vorm Hotel gewartet (um 6:30 !!!!! An einem Samstag! Freiwillig!) und sie kam nicht. Erreicht habe ich sie auch nicht. Auf Grund meiner Müdigkeit (Freitag Abend war ich noch mit meinen Couchsurfing Freunden aus Jundiaí Caipirinha trinken) unterlag meine Motivation mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf eigene Faust zum Festival zu fahren (auch ohne zu wissen, wo ich genau hin musste), meinem Drang wieder ins Bett zu gehen 😀
Als ich dann später aufgestanden bin, erwartete mich direkt eine tolle Alternative. Eine Freundin aus São Paulo hatte mir geschrieben, dass die Leute aus SP abends auf eine Party gehen wollten. Also war schonmal der Abend gerettet. Ich bin also mit dem anderen Deutschen, der hier im Hotel wohnt, nach SP gefahren, dann aber alleine in SP weiter unterwegs gewesen. Erstmal war ich im Park Trianon, der direkt an der Av. Paulista liegt (das wohlhabende, moderne Geschäftsgebiet). Ein schöner Kontrast: Eine grüne Oase mitten zwischen lauter Wolkenkratzern.
Allerdings ist mir beim Picnic auf der Parkbank irgendwas vom Baum über mir (ich würde es nicht Nuss nennen, denn zu essen war nix drin) GENAU auf meinen dicken Zeh gefallen. Aua! Beweisfotos gibts unten. (jaja die Zehennägel müsste ich auch mal wieder schneiden :D)
Nachmittags habe ich mich dann noch mit ner Couchsurferin getroffen, die mich ebenfalls über die „Nearby travellers“ Liste angeschrieben hatte. Sie kann gut Deutsch, weil sie schon 4 Monate in Deutschland gelebt hat und wollte das gerne mal wieder ein wenig üben.
Jaaa Abends dann erst in ne Samba-Bar, wo aber schon fast Feierabend mit Samba war, als wir kamen. Also gings weiter ins Canto da Ema, wo Forró lief (Liveband natürlich). Eine unter vielen brasilianischen Musikrichtungen. Meiner Meinung aber auch im Kontrast zu Samba. Samba mag ich sehr. Samba ist sehr fröhlich und munter. Forró ist nicht so mein Ding. Ein Typ mit ner Triangel, einer mit ner Trommel und einer mit ner Zieharmonika. Die Musik ist also schon einfacher gestrickt. Und sehr träge fand ich das. Ich bin trotz 2 Energy-Drinks zeitweise fast eingepennt. Aber dann hat mir noch ein Couchsurfer gezeigt, wie man das tanzt und ich hab meine Tanzkünste natürlich noch eifrig trainiert (nein nicht mit dem Typen :D). Das war dann doch wieder spaßig. Aber die Musik…naja…Ich glaub die Tanzschritte sind dem Samba dann auch wieder ähnlicher. Alles in allem ein schöner Abend!
Achja auf dem Weg dahin waren wir noch in nem „Habib’s“ ne brasilianische Fastfood Kette, wo es auch Caipi gibt. Für 4,5R$. Kampfpreis. Aber auch nicht die Krönung des Caipirinhagenusses 😉 Und mit gemeinen Sonderangeboten (Caipi + Bier = 6 R$. Was meint ihr, wozu ich wohl gegriffen habe ;-))
Gepennt habe ich dann bei Megan aus England/Argentinien, die auch nur für ein Praktikum in SP ist. War auch schon sehr spät. Ich glaub 6 Uhr. Mittags aufgestanden und voller Tatendrang 😉 wollte ich dann SP noch weiter erkunden. Ich bin nach Liberdade gefahren. Liberdade wird im Reiseführer als das super Japanviertel angepriesen. Zitat: „Schlendert man durch die Rua Galvão Bueno, entsteht leicht der Eindruck mitten in Tokio zu sein“. Ich sag mal NAAAAAJAAAAAA: Klar, es gibt viele Japaner und auch einige japanische Supermärkte. Und die Sraßenlaternen sind auch so japanische Balons. Das wars dann aber auch. Ich finde es klar gehyped im Reiseführer…Wenigstens war Sonntag und es gab einen „Kunsthandwerkermarkt“. War ganz nett, aber wenn man da nicht hingeht, verpasst man auch nicht allzu viel.
Dafür hab ich dann dort den mega Kontrast erlebt. Wie gesagt, ich habe in den letzten Wochen festgestellt, dass es in SP sehr schöne Ecken gibt und nicht nur die abgewrackten Häuser, die ich bei meinem ersten Brasilienaufenthalt dort gesehen habe. Auf dem Weg nach Liberdade habe ich aber wieder das krasse Gegenteil erlebt. Ich habe einen Zwischenstopp an der Praça da Sé gemacht und den Dom (Sé) besucht. Sooo krass, wie das da aussieht. Drumherum viele vergammelte Häuser und vor allem ist der Platz davor voll von armen Leuten, die auf der Straße leben. Überall liegen die da rum. Anteils los daneben steht die Militärpolizei in Heerscharen, um die lieben Touristen und sonstigen Besucher vor Bösewichten zu beschützen…Der Dom wurde erst vor etwa 50-60 Jahren fertiggestellt und ist seeeehr hoch. Auch eindrucksvoll! Drinnen war auch eine Messe im Gange als ich da war. Weitere Armut habe ich dann auch in Lieberdade (ist dort direkt einen Block weiter) gesehen. Und zwar zum ersten Mal in meinem Leben habe ich bewusst gesehen, wie ein Mensch im Müll wühlt auf der Suche nach etwas essbaren. Und direkt daneben ist der Markt und die Leute rennen mit ihrem reichlichen Essen rum. Der Kontrast war echt zu hart für mich. Ich hatte mir nämlich auch grade was zu essen gekauft. Und dann sitzt man da, 2m von dem armen Kerl, der den Müll durchwühl entfernt, und frisst seine Nudeln in sich rein. Ich hab dann wenigstens einen guten Teil meines Essen an so jemanden abgegeben…
Und in der Nähe dort, jedenfalls im historischen Zentrum (wozu der Dom gehört), gibt es dienstags ein Couchsurfing treffen in einer wohl sehr alternativen Bar. Ob ich da jemals landen werde…ich glaube ich zieh das Freitagstreffen in der Nähe der Paulista vor. Alleine würde ich mich jedenfalls nicht im Dunkeln in diese Gegend trauen. Tagsüber werde ich sicherlich nochmal kommen. Es gibt noch einiges zu sehen, wo ich keine Zeit für hatte.
Jetzt bin ich damit beschäftigt eine Couch in Ouro Preto (alte Goldgräberstadt mit vielen schönen historischen Häusern) zu finden. Ich habe aber langsam meine Zweifel erfolgreich zu sein. Denn es wird, wie gesagt, ein langes Wochenende sein. Und da Ouro Preto heutzutage auch vor allem eine Studentenstadt ist, scheint kein Mensch an dem Wochenende da zu bleiben. Ich bin gespannt. Hoffentlich treff ich irgendwen. In Belo Horizonte (nächste große Stadt, wo ich auch auf jeden Fall einen Tag einlegen werde) habe ich schnell ne couchsurfing Gelegenheit gefunden.
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