SD-Karte weg…Ich rast nicht aus oder so… (Urlaub in Ouro Preto und Belo Horzonte)

Zurück von meiner Tour am langen Wochenende, die seeehr gut war, bin ich grad zutiefst deprimiert, dass ich es irgendwie geschafft habe die SD-Karte meiner Kamera zu verlieren (die Kamera ist aber wohl noch da…)!! So eine Riesen***** ☠ ARGH GNAAAHHHHH! !“$%*§åå GRMPF!

Ich hatte soooo viele soooo gute Fotos von dieser soooo tollen Stadt gemacht!! Ein herber Verlust und gewissermaßen auch ein Rätsel wie das passiert ist…

Daher vorweg: Es gibt keine Fotos. Wen es trotzdem interessiert, kann ja weiterlesen, wen nicht, der weiß bescheid.

Aaaalso von Freitag auf Samstag bin ich wieder mit dem Nachtbus gefahren und zwar diesmal nach Belo Horizonte (Hauptstadt des Bundesstaates Minas Gerais) und von dort aus weiter nach Ouro Preto einer alten kolonialen Goldgräberstadt mit vielen schön erhaltenen (oder renovierten?) Kolonialhäuser im Barock(?)stil, seit 1980 UNSESCO Weltkulturerbe, die heute vom Tourismus und Studenten lebt!

Jaaaa, Studenten! Man könnte es das Münster von Brasilien nennen 😀 Oder Aachen? Nee, war besser als Aachen, vom Studentenleben her betrachtet. Von 70.000 Einwohnern sind ca 15.000 Studenten. Es gibt über 500 Verbindungen (die mir aber nicht so radikal erschienen wie manche Verbindung in Deutschland) und so ist immer ne Menge los im studentischen Leben. Ich habe das selber mitbekommen, da ich in einer dieser Verbindungen übernachtet habe (über Couchsurfing natürlich ;-)).

Die Verbindung hieß Tira Mágoa, was zum einen der Name einer Cachaça Marke ist, zum anderen soetwas wie „(Herz)schmerz beseitigen“ bedeutet, wenn ich das richtig verstanden habe. Dort wohnen normalerweise 14 Leute, was eine übliche Größe der Verbindungen/WGs in Ouro Preto ist, aber am langen Wochenende waren nur 6 der Jungs da (gewöhnlicherweise sind das reine Jungens- oder Mädels-WGs). Die waren aber allesamt sehr nett und lustig.

Allzu viel zu studieren schien mir auch keiner zu der Zeit. War aber ja auch langes Wochenende und Wahlen in Brasilien 😉 A propos Wahlen: Ich empfehle niemals am Wahltag in Brasilien Stadttouren zu machen. Die meisten Sachen sind dann geschlossen, also auch Museen, Kirchen etc. pp. Das komplette Touristenprogramm. Und auch sonst ist es seeeehr ruhig in den Städten. Gleiches gilt für Feiertage und Innenstäde von Großstädten (in diesem Fall Belo Horizonte). Achja, montags sind die meisten Touristenhotspots ebenfalls geschlossen!!!

Zum Glück bin ich schon am Samstag Vormittag angekommen und habe direkt die Stadt und viele der Kirchen besichtigt. Ouro Preto hat sooooo viele Kirchen, unglaublich!! Man läuft 200m und steht schon an der nächsten Kirche 😀 Alle mit viel Gold verziert (aber großteils Holz mit Goldlackierung, weil das echte Gold wohl immer gestohlen wurde, hat mir jemand erzählt) und vollgepackt mit Figuren aus Holz geschnitzt, größtenteils von Aleijadinho, dem lokalen Super-Künstler! Die Figuren sind in der Tat seeeehr detailreich gestaltet! Bewundernswert!

So habe ich am Samstag also eine Tour kreuz und quer durch die (hügelige!!) Stadt gemacht, mich dauernd verlaufen in den verwinkelten Gassen und doch immer wieder den Weg gefunden 😉 Ich war vom ersten Moment an von der Stadt…verzaubert! Definitiv eines der tollsten Städtchen (eine richtige Stadt ist das ja nicht), das ich je besucht habe! Minas Gerais liegt im Hinterland und Ouro Preto ist eine typische Bergstadt, auf ca 1000m gelegen! Die Luft ist sehr rein, das Klima angenehm, wenn auch heiß tagsüber, wenn die Sonne scheint! Außerdem ist die Stadt sehr sicher, ich fühlte mich nie unwohl und bin die ganze Zeit mit der guten Spiegelreflexkamera (nun vergebens!? 🙁 🙁 ) rumgelaufen. Alles kein Problem!

Abends haben mich die Jungs aus der Verbindung mit zu 2 Parties von anderen Verbindungen genommen. Das waren auch mit die besten Studentenparties, die ich je erlebt habe! Die erste war draußen in einem großen Hof, den die WG (auch ne 14er oder so) hat, mit richtiger Bühne, super Musik, mehreren Theken, komplett voll tanzender, fröhlicher Studenten! Außerdem ist es üblich, dass die Parties Freibier/Freigetränke und sowieso komplett kostenlos sind! Leider war dann aber auch schon um 9 das Bier zur Neige gegangen (die Party hatte nachmittags bereits gestartet, ich bin aber wegen meines Sightseeings-Programms erst abends dazu gestoßen), weswegen es zur nächsten Verbindung/WG ging, diesmal eine Frauen-WG.

Dort ging es zu der Zeit erst richtig los und es gab noch jede Menge Bier 😀 Sogar mit Service, egal wo man grade stand, tanzte oder sich unterhielt, kam irgendjemand mit nem Pülleken Bier (sind hier so 1 (?) Liter Pötte) und hat den Becher aufgefüllt. Mann-o-mann sag ich nur…:D Auch eine super Party! Diesmal drinnen und ich habe (außer bei Markus!! :D) noch nie einen so überschwemmten und eine so von der Party geprägte Wohnung gesehen. Das schien aber keinen zu stören 😀 War ja auch zum Glück alles gefliest 😉 Auch hier gab es eine Live-Band und alles, was das Herz begehrte für lau 😉 2 super Parties!! Es hat sich also wieder gelohnt statt im Hostel in der Verbindung zu übernachten! Das Hostel war aber auch wohl ausgebucht, habe ich später erfahren 😀

Jaaa die Parties und das Problem der geschlossenen Museen am Wahlsonntag trafen sich ganz gut, sodass ich länger geschlafen, mir dann viele interessante Geschichten über Ouro Preto und die Geschichte Brasiliens von meinem Host angehört habe und nachmittags dann doch nochmal los gezogen bin und feststellen konnte, dass ein Museum doch noch geöffnet hatte! Es handelte sich um das Museum da Inconfidência (Museum der Ouro Preto Verschwörung). Ouro Preto ist nämlich eine geschichtsträchtige Stadt (wie ich von meinem Host erfahren habe). Und zwar gab es dort die erste Verschwörung in Minas Gerais mit dem Ziel der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Portugal. Ist allerdings gescheitert, wegen es Verräters und der Kopf der Gruppe, bekannt als Tiradentes (was Zahnzieher heißt und von seinem Beruf herrührt), wurde in Rio de Janeiro geköpft, sein Kopf auf einem Pfahl am Dorfplatz Ouro Pretos aufgestellt und sein Körper in mehrere Teile zerstückelt, die auf der Straße von Rio nach Ouro Preto zur Schau gestellt wurden. All das war im 18. Jahrhundert.

Ouro Preto ist nämlich bekannt geworden durch die reichen Goldvorkommen in der Gegend. So beutete Portugal das Gebiet gezielt aus und forderte immer höhere Abgaben von den Leuten in Ouro Preto, was schließlich zu großem Unmut führte. In dem Zusammenhang der Goldgräberei spielte auch die Sklavenarbeit eine traurige, aber bedeutende Rolle. All das wird in dem Museum und auch einem anderen Museum (Casa dos contos, wo die Goldbarren gegossen und Münzen geprägt wurden) erklärt. Da ich ja auch noch die geschichtlichen Hintergrundinfos durch meinen Host hatte, war es eine interessante Reise in der Vergangenheit.

Montag ging es dann noch ins benachbarte Mariana, der ältesten Stadt Minas Gerais. Dorthin habe ich einen Touri-Zug genommen. Der war ganz nett, würde ich aber nicht unbedingt weiterempfehlen. War recht teuer (zum Glück haben die mir geglaubt, dass ich Student bin, obwohl ich nur meinen Perso vorgezeigt habe…hehe wie gut dass das alles nur auf Deutsch drauf steht ;-)) und die Fahrt ist nicht allzu spektakulär. Für die ganzen Brasilianer an Bord war es anscheinend schon ein Erlebnis, das Züge in Brasilien leider nicht verbreitet sind. Hier wird quasi der gesamte Transport per Bus, LKW und PWK erledigt!

Ich denke jedenfalls, dass eine Zugfahrt durch die Alpen um einiges schöner sein kann. Es waren nur 13 km, für die im gemütlichen Tempo 1 Std gebraucht wurde und die meiste Zeit gab es nur Gestrüpp und teilweise auf Grund des Bergbaus abgerutschte Hänge zu sehen.

In Mariana war auch alles sehr ruhig, später nachmittags wurde es noch belebter in den Straßen. Das lustigste dort war, dass ich eine Spanierin getroffen habe, mit der ich auch schon beim Oktoberfest in Blumenau gequatscht hatte 😀 Wie klein die (Touristen)welt doch ist 😀

Von Mariana ging es dann zurück nach Belo Horizonte, wo ich erstmal meinen nächsten CS-Host erreichen musste. Dummerweise hatte ich eine falsche Nummer von ihm, habe aber dann zum Glück in einer seiner Nachrichten (nach einem kleinen Anfall von Enttäuschung, weil ich dachte er hätte mich versetzt, da bei der Nummer nur die Mailbox ran ging) die richtige, neue Nummer gefunden und alles hat geklappt.

Vom Busbahnhof bin ich direkt zu einer Party gefahren, wo er grade war. Dort wurde ich auch wieder recht herzlich aufgenommen. Es gab ne Menge (guten) Cuba Libre (aber ich glaube ohne den Schuss Sprudel! Dafür mit umso mehr Rum und Limette ^^) und viele nette Leute zum Unterhalten. Jaaa die Party ist der letzte Moment, wo ich die Speicherkarte noch definitiv hatte. Ich habe noch Fotos geschossen und erinnere mich noch, dass ich, als wir gegangen sind die Speicherkarte aus der Kamera genommen und IRGENDWOHIN (ich glaube in eine Packung Taschentücher, weil ich nix anderes hatte!) gesteckt habe, aus Angst wir könnten überfallen werden und die Kamera inkl aller Fotos wäre dann weg. Was die blödeste Idee war, die ich je hatte. Von Überfall keine Spur und irgendwie habe ich am nächsten Morgen nicht an die Karte gedacht! Als ich heute die Bilder laden wollte, hab ich erst gemerkt, dass sie nicht in der Kamera ist. So ein riesen Kacke!! Wie blöd man sein kann!! Maaaahhhhhn eeeeyyyyyy! Ich hege ja noch die Hoffnung, dass der Chip irgendwo in der Wohnung meines Hosts liegt. Die war aber auch nicht allzu aufgeräumt und ich bin mir nicht sicher, ob er die da findet. HOFFENTLICH! Es wäre ein sehr großer Verlust, da damit alle meine fotografischen Andenken an dieses tolle Wochenende hinüber wären 🙁 🙁

Dienstag war ich dann noch in Belo Horizonte unterwegs, nachdem ich mit meinem Host und 2 Freunden von ihm zum Frühstück die übelste Schlachtplatte von Fleisch, Pommes, Käse und Reis verzehrt hatte (war auch wieder etwas später ;-))

Und ratet mal wer mir dann nachmittags über den Weg gelaufen ist…Riiiiichtig, wieder die Spanierin mit ihrer Freundin 😀 Seeeehr witzig.

Achja, Fotos habe ich in Belo Horizonte nicht gemacht, da ich die Kamera nicht dabei hatte (so ein Mist, hätte ich sie gehabt, wäre mir da schon aufgefallen, dass ich den Chip nicht wieder reingesteckt habe!) und dachte, dass es jetzt auch nichts soooo spektakuläres zu fotografieren gäbe. Im Nachhinein denke ich da auch anders drüber. Deeeennn, es wäre mir eine Freude gewesen, mal wieder völlig überbewertete Touriattraktionen aus dem Reiseführer, abzulichten um euch einen Eindruck zu geben, wie die in Wirklichkeit aussehen. DAS Higlight schlecht hin sollte eine abgefahrene Kirche, von Oscar Niemeyer entworfen, sein. War auch ganz interessant, weil sie sehr geschwungene Formen hatte und nicht so sehr nach Kirche aussah. Allerdings sah das auf den ersten Blick auch mehr nach ner Gartenlaube oder Abstellschuppen aus, in der Realität. Auf Werbefotos sieht das natürlich viiiieeel spektakulärer aus. Kommt alles nur auf die Perspektive, das richtige Licht und den Zeitpunkt der letzten Renovierung sowie die Photoshop Künste an 😀

Die Stadt war auch recht merkwürdig. Zwar eigentlich ganz schön, weil viel Grün und viele Parks. Auf der anderen Seite aber auch viele alte, schmuddelige Hochhäuser, die alle so aussehen, als seien sie in den 50ern gebaut und niemals renoviert worden. Außerdem glich die Stadt auf Grund des Feiertags einer Geisterstadt. Dazu kam stark bewölktes Wetter. Ich denke daher rührt auch mein Eindruck einer Geisterstadt. Sieht auf Fotos, die man so im Internet findet, natürlich auch moderner und gepflegter aus 😀

Soo, jetzt wenigstens noch ein paar Fotos, die man im Internet findet:

Die „andere“ Kirche in Belo Horizonte:

Wie gesagt…so sieht es bei geschickter Fotografie aus…:D

Sooooo, jetzt hoffe ich mal, dass mein Host in Belo Horizonte doch noch irgendwo in seiner Wohnung meine SD-Karte findet!!

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SD-Karte weg...Ich rast nicht aus oder so... (Urlaub in Ouro Preto und Belo Horzonte), 5.0 out of 5 based on 2 ratings

04. November 2010 von Chris
Kategorien: Brasilianische Städte, Couchsurfing, Der Anfang, Persönliche Erfahrungen, Urlaub | Schlagwörter: , , , , , , , , , | 2 Kommentare