Das Deutschlandjahr
Wie der ein oder andere vielleicht schon mitbekommen hat, ist dieses Jahr in Brasilien Deutschlandjahr. Das heißt Deutschland, die deutsche Kultur und die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern stehen stehen im Rampenlicht und neue Partnerschaften sollen angeregt werden.
Dieses Deutschlandjahr 2013/14 wurde Montag unter der Anwesenheit der beiden Präsidenten Joachim Gauck und Dilma Rousseff eröffnet.Gleichzeitig war Montag/Dienstag auch das deutsch-brasilianische Wirtschaftstreffen im World Trade Center in São Paulo. Zu meiner Freude hatte ich die Gelegenheit dort anwesend zu sein. Meine Aufgabe morgens um 7:00 auf der Matte zu stehen und die Namensschilder/Zugangskarten an die Kollegen zu verteilen hat sich glücklicherweise auch noch am Wochenende vorher erledigt, sodass ich einfach nur als Teilnehmer hin gehen konnte und zwar etwas später 😉
Zunächst einmal fand ich das World Trade Center als Veranstaltungsort beeindruckend. Es handelt sich um einen Verbund aus Kongresszentrum, Sheraton Luxushotel (mit einem Kopfkissenmenü, d.h. man darf aus einem von 14 Kopfkissentypen auswählen wenn man dort übernachtet), Shopping Mall (man geht durch den Frühstücksraums des Hotels und pltötzlich steht man in einem Einkaufszentrum mit Geschäften der Oberklasse) und Club/Disco: Club A (laut einem brasilianischen Kollegen einer der angesagteren Läden São Paulos zur Zeit. Der Eintritt kostet normalerweise R$ 200 für Männer, also schlappe 80 Euro…).
Auf den Wirtschaftstagen gab es Vorträge und Podiumsdiskussionen zu verschiedenen Themen. Besonders interessant fand ich die Themen „Megacities“, wo es darum ging wie die infrastrukturellen Probleme in Megastädten wie São PAulo angegangen werden können und „KMUs“ in dem es um die Wichtigkeit von Kleinen und Mittelständischen Unternehmen für die deutsche Wirtschaft ging und darum wie wichtig Internationalisierung auch für KMUs ist. Die Brasilianer sind natürlich daran interessiert den Erfolg der deutschen KMUS nachzuahmen. Eines der größten Hindernisse dabei wird wohl die Bürokratie sein: ein interessantes Beispiel aus anderem Bereich kam von SAP. Um die jeweiligen Steuerregeln in die SAP Software einzupflegen werden weltweit pro Land im Schnitt 100 Manntage gebraucht. In Brasilien sind es 3000 (dreitausend) !!!! Und so verhält es sich, eigenen Erfahrungen gemäß, nicht nur im fiskalischen Bereich…
Die Vorträge fanden in der sogenannten Golden Hall statt, einer riesigen Halle die zu einem Tagungssaal hergerichtet wurde mit einer 180 Grad Leinwand, auf der man das Geschehen auf der darunter befindlichen Bühne verfolgen konnte. Da wurde geklotzt und nicht gekleckert. Zwei Bilder davon (Danke dafür an Kollege LUTZ! :-):
Zur Verfolgung meines Ziels einen Job in Brasilien zu finden, waren die Wirtschaftstage eine super Veranstaltung! Dort hatte ich die Gelegenheit direkt mit Entscheidungsträgern aus verschiedenen Unternehmen, Verbänden und Vereinen in Kontakt zu treten. Jetzt habe ich einige Kontakte und werde kräftig Lebensläufe etc. verschicken. Dann bleibt abzuwarten was sich draus ergibt. Ich hab auf jeden Fall ein paar interessante Bekanntschaften gemacht und Gespräche geführt Aber auch in diesem Bereich bleibt die Bürokratie eine riesige Hürde. Eigentlich haben mir alle dazu geraten zu heiraten, dann wäre das Problem viel geringer. Nur wegen eines Visums werden wir aber natürlich nicht heiraten. Ich lass mir doch nicht von so einem Brasilien vorschreiben/steuern, wie ich mein Privatleben führe ^^
Zum Deutschlandjahr gehören vor allem auch kulturelle Veranstaltungen und Expositionen. In den folgenden Monaten wird es einiges zu sehen geben. Diese Woche haben Lutz und ich uns schonmal eine kleine Projektion auf der Gebäudewand des SESI (Serviço social da Industria) angeschaut. Die Fassade besteht aus ganz vielen LEDs oder ähnlichen Lampen. Gezeigt wurde an diesem Abend REGEN und zwei “tanzende” Regenschirme Auf der anderen Straßenseite der Avenida Paulista konnte man zwei speziell präparierte Regenschirme in die Hand nehmen und die digitalen Regenschirme folgten der Bewegung ihrer echten Pendants. Eine nette Spielerei Später gabs das dann auch mit Xbox Kinect Sensor, sodass man Schattentheater veranstalten konnte. Ein anderes Mal konnte man wohl auf dieser LED-Wand Tetris und Pong spielen.
Freitag waren wir beim Improvisationstheater der Wiener Gruppe artig im Goethe Institut. Sehr lustig! Mein persönliches Highlight war, als der Besuch in einem Kilo-Restaurant das Thema war und sich der Darsteller irgendwann in der Situation befand Eis mit Reis auf dem Teller zu haben und mit dem Spruch konterte „seit ich meinem Praktikum in Brasilien, habe ich mir angewöhnt einfach alles zusammen zu essen“. Das erinnerte mich doch sehr an unser alltägliches Mittagessen, oft im Kilo-Restaurant, wo man sich die wildesten Kombinationen zusammenstellt und am Ende doch meistens einfach ALLES auf dem Teller hat 😀
Ich bin gespannt, was es sonst noch zu sehen gibt! Erstmal wartet noch eine Bauhaus-Ausstellung darauf besucht zu werden. Dieses Wochenende war auch die Virada Cultural, eine Art gigantisches Stadtfest mit verschiedenen Bühnen, auf denen es Musik, Comedy usw. zu sehen gab. 24h lang, durchgehend. Ein paar Fotos davon findet ihr hier (die Hälfte der Fotos habe ich, obwohl wir auch gestern da waren, erst heute am Ende der ganzen Veranstaltung gemacht, als die meisten Bühnen schon kein Programm mehr hatten. Deswegen sieht es teilweise deutlich leerer aus, als es gestern war):
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