Im Schwabenland Brasiliens
Vergangenes Wochenende packte mich die Lust mal wieder NATUR, abseits von Stränden zu sehen. Also machte ich Natalli den Vorschlag einen Ausflug ins Interior von São Paulo, also in das Binnenland zu machen. Unsere Wahl fiel auf Atibaia, einem Naherholungsort für gestresste Paulistanos ;-)Einige haben dort ganz nette Ferienhäuser, wo sie am Wochenende zum entspannen, grillen und feiern hinfahren. Dort gibt es die sogenannte Pedra Grande, eine große Felsformation von 1450m Höhe (Ausgangslage 800m), die bei Paraglydern als Startplatz sehr beliebt ist. Der Plan war eine Wanderung da hoch zu machen. Es gibt insgesamt drei offizielle Pfade (und ich glaube unzählige inoffizielle). Allerdings ist da nichts ausgeschildert, wie es in den Alpen oder in Deutschland der Fall ist. Irgendwo steht wohl ein Begrüßungsschild, auf dem die drei Wege aufgeführt sind, aber dieses haben wir nie gefunden. Ich bin mir nicht sicher, ob wir überhaupt auf irgendeinem der offiziellen Pfade waren. Es war nicht einfach, weil es teilweise ziemlich steil hoch ging und gleichzeitig rutschig war (für mich als super Alpinisten natürlich alles kein Problem ;P).
An einer Stelle musste man sich auch zwischen zwei dicken Feldbrocken zwei drei Meter hoch ziehen und dadurch quetschen. Auf Grund von Natallis Körpergröße war das für sie eine ziemlich Herausforderung und klappte erst, nachdem ich aus einigen Steinen eine kleine Stufe gebaut hatte, um die Differenz zwischen ihrer Armlänge und dem ersten Fels zu verkürzen 😀 Im Endeffekt sind wir auch nicht oben auf dem Plateau angekommen (da wir auch zunächst einen anscheinend komplett falschen Pfad quer durchs Gestrüpp eingeschlagen haben und nach einiger Zeit erst eingesehen haben dass das zu nichts führt) , aaaaber wir hatten auch so schon einen tollen Blick von weiter unten.
Ich nenne das Interior von São Paulo das Schwabenland Brasiliens aus folgenden Gründen:
- Landschaftlich schön, hügelig und mit ganz viel Grün! Wenn man aus dem Beton Jungle von São Paulo Stadt kommt ist das eine super Erholung für die Augen und auch für die Atemwege 😀
- Das wirtschaftliche Herz Brasiliens schlägt hier. Vor allem das ist die Ähnlichkeit mit Schwaben: viele Firmen haben hier ihre Produktion. Es gibt zig kleine Städte bzw. größere Dörfer, wo die Fabrik einer (oft deutschen) Firma steht und von der vermutlich die Mehrheit der Bewohner lebt.
So auch in Atibaia: kaum sind wir in die Stadt gefahren, fiel mir der Name einer großen Fabrik auf: Schwing. Da dachte ich mir schon, dass es sich um eine deutsche Firma handelt. Kurz gegooglet und siehe da: http://www.schwing.de 😉 Ein typisches Beispiel.
Wodurch sich das Interior aber vom Schwabenland unterscheidet sind natürlich die Brasilianer…hier herrscht genauso wie anderswo die brasilianische Lockerheit und es mangelt auch an der schwäbischen Gründlichkeit. Ich glaube eine Kehrwoche sucht man dort vergebens 😛
Ich fand es eine interessante Abwechslung mal ins „Hinterland“ zu fahren, die Natur zu sehen und natürlich auch wieder mitzubekommen, wie die deutschen Firmen hier überall verstreut sind! Es warten noch viele Orte im Interior, die besucht werden wollen 😉 Freitag waren wir nämlich noch auf einer Tourismusmesse in São Paulo, wo sich auch die Regionen im Innenland präsentiert haben. Es gibt dort vor allem viele Angebote von „Extrem“-Sport wie Rafting, Klettern, Paraglyding,Wandern (deswegen das „extrem“ in Anführungsstrichen ^^), Mountainbiking etc. Also nichts wofür man unbedingt nach Brasilien kommt, aber wenn man hier wohnt ist es eine nette Bereicherung 🙂
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