Jantar às escuras – blind dinner
Samstag waren wir beim „Jantar às escuras“ = „Abendessen im Dunkeln“, in Deutschland meistens Dinner in the Dark genannt. Eine tolle Erfahrung! Jaja Licht aus machen kann jeder, aber es wurden auch die Augen verbunden. Vom Betreten des Restaurants bis zum letzten Bissen des Desserts konnte man nichts sehen außer Schwarz. Ich fand es super spannend alles ohne die Augen zu entdecken. Von Fragen wie „Wo ist mein Stuhl und mein Tisch? Das Besteck, das Weinglas, das Wasserglas?“ …. “ oh Tischdeko…eine Kerze aha!“ bis zu „Mal sehen was hier auf dem Teller liegt…hmmm…ein Stück…Käse!…Salat..ahaaaaa…hmmm das hier fühlt sich matschig an :D…aber ist lecker!“ und so weiter. Gegessen wurde nämlich auf Empfehlung der Veranstalter hin mit den Händen. Man durfte also wieder Kind sein und übliche Tischmanieren spielten keine Rolle – es konnte ja sowieso keiner was sehen 😉
(Bild Quelle: http://www.obaoba.com.br/)
Es ist schwer zu beschreiben, aber es war trotz aller Unsicherheit ein tolles Gefühl (und trotzdem möchte ich nicht blind sein) seine Umgebung mal mit den anderen Sinnen zu entdecken und wahrzunehmen. Auch wusste man nicht mit wem und mit wie vielen man am Tisch saß und wo die Sitznachbarn saßen. Das führte zu lustigen Unterhaltungen und Situationen. Zum Beispiel wurde mir direkt am Anfang mein Weinglas vom Sitznachbar geklaut. Wie ich im Laufe des Abends herausfand saß derjenige vor Kopf und nicht neben mir. Wir saßen also zu 6. an einem Tisch für 4.
Das Essen war auch lecker. Thematisch drehte es sich um Gerichte mit typisch brasilianischen Zutaten. Da waren Sachen dabei, deren Namen ich noch nie gehört habe und mir jetzt auch schon wieder entfallen sind, aber auch so klare (oha billiges Wortspiel) Dinge wie Cachaça im Risotto. Sehr interessant!
Das ganze wurde musikalisch passend untermalt und es gab noch ein paar Überraschungen…;-)
Interessant fand ich es auch, die Tischgefährten nur akustisch kennenzulernen. Zwei davon waren mir relativ unsympathisch, denn ihre Lieblingsbeschäftigung schien das Meckern zu sein. (Fast) nichs fanden sie lecker und die Umgebung zu laut. Witzig dass der eine sich ständig darüber beschwert hat, dass die anderen im Raum zu laut reden, aber selber bei jeder Gelegenheit irgendeinen mehr oder weniger relevanten Kommentar abgeben musste, auch wenn gerade völlige Stille herrschte…Oder die Situation als das Dessert kam, sie einen Bissen von irgendwas nahmen und sagten „fürchterlich“ und wenige Minuten später vom Dessert schwärmten dass es so lecker gewesen sei…naja auf jeden Fall fand ich es gut mal zu merken, wie sehr auch der optische erste Eindruck beeinflusst, wie sympathisch man jemanden findet. Als am Ende die Augenbinden abgenommen wurden, kamen die beiden mir schon sympathischer vor, als vorher als ich mich noch ausschließlich auf das was sie sagten konzentrierte. Vielleicht wären sie mir gar nicht so unsympathisch gewesen wenn ich sie von Anfang an gesehen hätte. Und vielleicht wäre davon sogar meine Einstellung zum Essen beeinflusst worden!? Spannende psychologische Fragen! Hinter dem Ganzen steckten auch ein paar Psychologinnen, die diese Art von Dinner aus Frankreich nach Brasilien mitgebracht haben.
Die Veranstaltung fand im SESC statt, einem Kultur- und Sportzentrum. Der einzige Ort in São Paulo wo man für wenig Geld viel erleben kann 🙂 Der Spaß hat für uns Mitglieder (RS 60-70 Jahresbeitrag und dafür gehen wir dort auch immer schwimmen) nur R$ 15 (ca 5 Euro) gekostet. Neben dem Erlebnis an sich waren darin ein komplettes Vier-Gänge Menü und Wein inbegriffen. Ginge man hier sonst irgendwo essen würde man für vergleichbares Essen mindestens R$ 60 bezahlen…Zum Thema SESC aber vielleicht ein anderes Mal mehr 🙂
Eine klasse Erfahrung! Absolute Empfehlung! 🙂 Wer nicht gerade in São Paulo ist, findet Anbieter zum Beispiel hier.
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